Ein Wohnbauprojekt auf dem Areal des ehemaligen Ritterguts Alt-Biesdorf im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf machte archäologische Untersuchungen erforderlich. Zu diesem Zweck wurden im August und September vergangenen Jahres 15 Sondageschnitte angelegt. Dabei konnten urgeschichtliche und neuzeitliche Befunde dokumentiert werden. Es lassen sich drei unterschiedliche archäologische Zonen erkennen. Der zentrale und nördliche Bereich der Prospektion wies vor allem neuzeitliche Architekturreste auf, die drei Bebauungsphasen zugeordnet werden konnten.
1887 erwarb die Familie Siemens das ehemalige Rittergut Biesdorf, das bis 1919 in ihrem Besitz blieb. In dieser Phase wurde ein heute unter Denkmalschutz stehender Rinderstall mit einer innovativen Stampfbetondecke errichtet, zudem ein zugehöriger Hallenbau, dessen Fundamentreste ebenfalls erfasst werden konnten.
Aus der Mitte des 19. Jh. stammt eine Spiritusbrennerei, deren vollständige Südseite noch im Boden erhalten war. Sie war 1887 das einzige ältere Gebäude, das man weiterhin nutzte; lediglich die hölzernen Maischbottiche wurden durch Metallbehälter ersetzt. Einer dieser ausgemusterten Holzbottiche wurde bei der diesjährigen Prospektion entdeckt. Aus dem 17./ 18. Jh. stammt ein Verbund aus Steinpflaster und Fundamentmauer. Das Pflaster war sowohl innen als auch außen an die Mauer gesetzt und hatte auf der Außenseite in Traufweite eine Abflussrinne. Auf der Innenseite hingegen war in eine Aussparung des Pflasters ein Krug gelb glasierter Irdenware eingelassen.


In großen Teilen des Grundstücks ließen sich urgeschichtliche Besiedlungsspuren feststellen, wobei sie sich im Osten und Westen besonders konzentrieren. Im östlichen Bereich konnten überwiegend Pfostengruben dokumentiert werden. Einzelne Reihen und Konzentrationen vermitteln den Eindruck, dass es bei der weiteren Untersuchung möglich sein wird, Gebäudegrundrisse zu identifizieren. In der westlichen Befundgruppe ist vor allem ein Brunnen bemerkenswert. Ein dunkler humoser Ring im Planum stammt vom inzwischen vergangenem Flechtwerk, mit dem der Brunnen ausgekleidet war. Datiert wird er durch spätbronze- bis früheisenzeitliche Keramik in der Verfüllung. Außerdem fanden sich im Brunnen noch das Fragment eines polierten Steinbeils sowie eine seriell gefertigte Silexklinge.


Die Auswertung der im Winter 2017 durchgeführten Hauptuntersuchung, die sich auf die Areale mit der dichtesten Befundkonzetration erstreckte, steht noch aus und wird in Kürze ergänzt.